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Ess-Störungen bei Jugendlichen nehmen zu

Hamburg - Psychosoziale Erkrankungen wie Ess-Störungen bei Mädchen und Aggressivität bei Jungen nehmen immer mehr zu. Das sagte der Präsident der Europäischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Prof. Helmut Remschmidt (Marburg), in einem dpa- Gespräch anlässlich eines Internationalen Kongresses der Organisation, der am Mittwoch in Hamburg beginnt.

Mehr als 1 000 Kinder- und Jugendpsychiater aus aller Welt befassen sich bis zum Sonntag mit den seelischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen. In Europa sind nach Angaben Remschmidts 14 Prozent aller Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren psychisch auffällig. Dabei gebe es deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. In Ländern mit einem extremen Schlankheitsideal litten Mädchen häufig an Ess-Störungen. Schlankheit werde mit Schönheit gleichgesetzt. In nicht westlichen Kulturen sei das anders. "Im Tschad beispielsweise sind Frauen besonders schön und begehrenswert, wenn sie rundlich sind. Sie nehmen sogar Anabolika, um diesem Schönheitsideal zu entsprechen", erklärte Remschmidt.

Während Jungen vor der Pubertät häufig mit Depressionen auf Probleme reagierten und sich eher nach innen kehrten, schlage ihr Verhalten nach der Pubertät um und richte sich vermehrt auf die Wirkung nach außen. "Das ist zum Teil hormonell bedingt. Aber hier spielen die sozialen Erwartungen ebenfalls eine große Rolle." Die Folgen seien Aggressivität und gar das Abrutschen in die Kriminalität. Daran seien die Medien nicht unbeteiligt. So werde den kleinen Zuschauern häufig vorgespielt, dass Probleme mit Gewalt zu lösen seien. "Sie imitieren die Gewalt, vor allem wenn die Problemlösung mit Heldentum belohnt wird", kritisierte Prof. Remschmidt.

Eltern rät der international renommierte Kinder- und Jugendpsychiater, ihrem Nachwuchs von vornherein Regeln und Werte zu vermitteln, an die sie sich zu halten haben. Dazu gehöre der Respekt anderen Menschen gegenüber und vor dem Eigentum anderer. "Sie müssen lernen, dass Eigentum Eigentum ist."

© dpa

 

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