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Fett, süchtig & gestresst – Die Auswirkungen von Junk Food auf die Gesundheit

von Eva Jansenberger

 

Zwei kürzlich veröffentlichte Studien, die den Einfluss falscher Ernährung auf das Verhalten untersuchten, belegen schädliche Wirkungen von Junk Food.

Fettleibige Menschen behalten ihre Ernährungsgewohnheiten häufig bei, auch wenn sie die mit ihrer Fettleibigkeit verbundenen gesundheitlichen Folgen kennen und darunter leiden. Das Essverhalten wird also wider besseres Wissen nicht verändert. Somit wirken hier ähnliche Mechanismen wie bei Drogensüchtigen, die negative Konsequenzen in Kauf nehmen, um ihre Sucht zu befriedigen. In beiden Fällen ist eine Fehlfunktion des Belohnungssystems im Gehirn, das Glücksgefühle auslöst, am Suchtverhalten beteiligt.

Unklar war bis jetzt, ob ernährungsbedingte Fettleibigkeit auf eine Fehlfunktion dieses Belohnungs-systems zurück zu führen ist oder ob falsche Ernährung eine solche Fehlfunktion erst auslöst. Dass letzteres der Fall sein könnte, ist das Ergebnis einer Studie von Forschern des Scripps Research Institutes in Kalifornien, die die Auswirkungen von fett- und zuckerreicher Ernährung auf das Verhalten von Ratten untersucht haben. Die Autoren Paul M. Johnson und Paul J. Kenny, kommen zu dem Schluss, dass ungesunde Ernährung nicht nur zu Fettleibigkeit, sondern auch zu suchtähnlichem Verhalten führen kann.

Ernährung bewirkt Veränderungen im Gehirn

Für die Studie wurden Ratten in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe wurde mit Trockenfutter versorgt, die zweite Gruppe wurde zusätzlich täglich für einen kurzen Zeitraum mit  Junk Food, also fett- und zuckerhaltiger Nahrung (Speck, Würstchen, gehaltvolle Kuchen, Zuckerguss und Schokolade) gefüttert. Eine dritte Gruppe bekam ausschließlich diese „ungesunde“ Nahrung. Wie zu erwarten, war die stärkste Gewichtszunahme in der dritten Gruppe zu beobachten. Doch darüber hinaus wurde in den Ratten-Experimenten die Auswirkungen der Ernährung auf Vorgänge im Gehirn untersucht. Mit Hilfe von Elektroden wurden neuronale Veränderungen im Belohnungs-system des Gehirns gemessen. Das schmackhafte Futter führte zu einer erhöhten Dopaminausschüttung und zum gleichzeitigen Rückgang der Aktivität des entsprechenden Rezeptors (D2). Je mehr ungesunde Nahrung die Ratten gefressen hatten, desto stärker wurde ihr Verlangen nach dieser Art Futter, da der Rezeptor immer mehr Dopamin benötigte, um aktiv zu werden. Um das gleiche Wohlgefühl zu erlangen, mussten die Ratten die Dosis des Futters also laufend erhöhen. Das ging soweit, dass sie die Kontrolle über ihr Essverhalten vollkommen verloren. Sie waren nicht einmal mehr durch Stromstöße vom Fressen abzuhalten und zeigten somit deutliche Anzeichen von Suchtverhalten.

Steigende Ungeduld durch Fast Food

Doch nicht nur die Schmackhaftigkeit der Nahrung, sondern auch die Art und Weise, wie diese wahrgenommen wird, scheint Auswirkungen auf das Verhalten zu haben. Eine Studie von Chen-Bo Zhong und Sanford DeVoe von der Universität Toronto kommt zu dem Ergebnis, dass bereits die unterhalb der Wahrnehmungsschwelle für sehr kurze Zeit präsentierten Logos von Fast Food Ketten (u.a. McDonalds, Burger King, KFC, Taco Bell) Einfluss auf das Verhalten der Versuchsteilnehmer hatten. Die Probanden mussten anschließend einen Lesetest absolvieren – es zeigte sich, dass die Logo-Gruppe viel schneller las, als die Kontrollgruppe, obwohl für den Test keinerlei zeitliche Beschränkung vorgegeben worden war.

In einem weiteren Experiment wurde die Präferenz für „zeitsparende“ Produkte in Zusammenhang mit der Fast Food Thematik untersucht. Zunächst wurden Produkte identifiziert, die als zeitsparend empfunden werden (z.B. 2-in-1 Shampoo) und Produkte, mit denen keine Zeitersparnis verbunden wird (z.B. normales Shampoo). Für das eigentliche Experiment wurden zwei Gruppen gebildet: eine Versuchsgruppe, deren Teilnehmer aufgefordert wurden, sich an den Besuch eines Fast Food Restaurants zu erinnern und eine Kontrollgruppe, deren Teilnehmer an ihren letzten Lebensmittel-einkauf denken sollten. Im Anschluss daran wurden alle Teilnehmer gebeten, einen angeblichen Marktforschungsfragebogen auszufüllen und Produkte auf einer siebenstufigen Skala in Hinblick auf ihre Attraktivität zu beurteilen. Wie von den Autoren erwartet, bevorzugten die Teilnehmer, die zuvor an Fast Food gedacht hatten, zeiteffiziente Produkte. Bei den „normalen“ Produkten gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass bereits der Gedanke an Fast Food ausreicht, um Menschen ungeduldig zu machen und in ihnen den Wunsch zu wecken, Zeit zu sparen.

Unmittelbare Bedürfnisbefriedigung

In einem dritten Experiment wurde der Wunsch Geld zu sparen mit der Fast Food Thematik verbunden, da der Spargedanke (Aufschub einer unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung auf einen späteren Zeitpunkt) der Idee des Fast Food (unmittelbare Bedürfnisbefriedigung) widerspricht. Hierfür wurden wieder zwei Gruppen gebildet, deren Teilnehmer jeweils vier Logos nach ihrer Ästhetik beurteilen sollten. Die Versuchsgruppe bekam unter anderem zwei Logos von Fast Food Ketten (McDonalds und KFC) vorgelegt, die Kontrollgruppe sah stattdessen zwei Logos von billigen Restaurantketten, um auszuschließen, dass der Gedanke an „billiges Essen“, der ja auch Sparwillen ausdrückt, die Ergebnisse verzerrt. Anschließend wurden den Teilnehmern Auswahl-aufgaben vorgelegt, in denen sie entscheiden mussten, ob sie lieber einen geringeren Geldbetrag sofort oder einen höheren Betrag in einer Woche bekämen. Wie erwartet, entschieden sich die Teilnehmer der Fast Food Gruppe eher für die sofortige, niedrigere Bezahlung, als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. Das Ergebnis dieses Experiments weist darauf hin, dass die durch Fast Food verursachte Ungeduld auch die wirtschaftlichen Interessen eines Individuums ungünstig beeinflussen kann.

Alle drei Experimente ergeben, dass bereits der Gedanke an Fast Food ungeduldiges Verhalten verstärkt und den Wunsch nach unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung in der Vordergrund rückt.

Quellen: Nature Neuro Science, derstandard.at, orf.at, Psychological Science



Unser Kommentar: Die beiden Studien nähern sich der Ernährungsthematik auf unterschiedlichen Wegen – während die Untersuchung an Ratten den neurologischen Aspekt in den Vordergrund rückt und eine Verhaltensänderung aufgrund von Veränderungen im Gehirn feststellt, untersucht die zweite Studie die Auswirkungen des Fast Food Konzeptes auf des menschliche Verhalten. Das macht deutlich, dass sowohl die Art der Ernährung, als auch der Stellenwert, der der Nahrung beigemessen wird, Einfluss auf das menschliche Verhalten haben können. Die Studien weisen somit auf einen zweifachen negativen Einfluss von Fast Food, das ja zusätzlich meist auch die Kriterien ungesunder Nahrung erfüllt, hin. Zum einen kann falsche Ernährung das Belohnungssystem im Gehirn beeinflussen und im Extremfall zu suchtähnlichem Verhalten führen. Zum anderen scheint schon die Konfrontation mit Fast Food in uns unterbewusst das Gefühl von Eile und Ungeduld auszulösen. Die Ergebnisse dieser beiden Untersuchungen liefern also gleich zwei gute Gründe, das Ernährungsverhalten zu überdenken. Besonders Junk Food wird häufig „nebenbei“, z.B. während des Fernsehens oder Lesens oder unterwegs gegessen. Daher ist es wichtig, sich bewusst zu machen, was, wann und warum gegessen wird – bestimmt lassen sich hier einige Ansatzpunkte zur bewussteren Ernährung finden.

Eva Jansenberger/Zentrum Rodaun




Literaturtipps:

Künast, B.: Die Dickmacher – Warum die Deutschen immer fetter werden und was wir dagegen tun müssen. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!

Hermanussen, M., Gonder, U.: Der Gefräßig-Macher: Wie uns Glutamat zu Kopfe steigt und warum wir immer dicker werden. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!



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