Kommunikationskiller Fernsehen?

Körperlich-emotionale Auswirkungen von Fernsehkonsum im Alltag gemessen

Jugendliche, die viel fernsehen, stumpfen Fernsehinhalten gegenüber stärker ab als Wenigseher. Das geht aus einer Studie des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hervor. Wissenschaftler untersuchten erstmals die körperlichen und emotionalen Auswirkungen von Fernsehen bei Schülern unter Alltagsbedingungen.

"Die zweijährige Studie soll zeigen, dass Eltern den Fernsehkonsum ihrer Kinder rigoros kontrollieren sollten ", erklärte der Leiter der Forschungsgruppe Psychophysiologie, Michael Myrtek. Kinder, die häufig fernsehen, seien weniger kommunikativ und lernten seltener ein Musikinstrument. Auch die körperliche Belastung sei durch das viele Sitzen stark reduziert. Häufiges Fernsehen hätte auch Auswirkungen auf die Schulleistungen, davon wäre vor allem das Unterrichtsfach Deutsch betroffen. Als Erklärung biete sich hier die mangelnde Kommunikation und selteneres Lesen.

200 elf- bis fünfzehnjährige Schüler trugen im Studienverlauf über einen Zeitraum von 23 Stunden ein tragbares Datenerfassungsgerät mit sich. Über fünf Messelektroden wurde bei ihnen in der Schule und Freizeit die Veränderung der Herzfrequenz und Bewegungsaktivität gemessen. Mit diesen beiden Biosignalen konnte die körperliche, emotionale und mentale Beanspruchung errechnet werden. Ergänzend wurden die Schüler alle 15 Minuten aufgefordert, ihr momentanes Befinden und Verhalten per Knopfdruck in das Gerät einzugeben. "Aus dem rund 50 Fragen umfassenden Katalog ergibt sich ein Protokoll, aus dem der Tag konstruiert werden kann. Die Antworten wurden in Segmente eingeteilt, die statistisch verwertet wurden", so Myrtek.

Für viele Kinder und Jugendliche ist Fernsehen die wichtigste Freizeitbeschäftigung. Manche Vielseher verbringen fast ein Drittel ihrer Freizeit vor dem Fernseher. "Bisher wusste man zwar, dass ein übermäßiger Fernsehkonsum oft nicht ohne psychische und körperliche Folgen bleibt, allerdings war bis heute kaum etwas über die körperlichen und emotionalen Auswirkungen unter Alltagsbedingungen bekannt", erklärte Myrtek.