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Das Internet vergisst nicht

von Eva Jansenberger

 

Österreichs Jugendliche machen sie sich kaum Gedanken über die Konsequenzen ihrer Internetaktivitäten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die saferinternet.at und das Institut für Jugendkulturforschung zum Thema "Online-Communities" durchgeführt haben und die anlässlich des Safer Internet Day 2010 präsentiert wurde.

Die Studie, die vom Institut für Jugendkulturforschung im Auftrag der Initiative saferinternet.at erstellt wurde, beschäftigt sich mit der Nutzung von Online-Communities durch österreichische Jugendliche. Hierzu wurden zunächst qualitative Interviews durchgeführt, um Motive, Hintergründe, Gefahren und Erfahrungen von Jugendlichen im Umgang mit Online-Communities zu ermitteln. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde ein quantiativer Fragebogen entwickelt, mit dem 402 für Österreich repräsentative Nutzer solcher Communities in persönlichen Interviews befragt wurden. Die Auswahl erfolgte mittels einer Quota-Stichprobe, die Alter, Geschlecht, Bundesland, Ortsgröße und Bildung bei der Auswahl berücksichtigte, um die Grundgesamtheit der österreichischen Jugendlichen möglichst realistisch abzubilden. Die Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 19 Jahren wurden zu ihrem Nutzungsverhalten, zu Problemen mit denen sie selbst oder ihre Freunde und Bekannten in diesen Communities konfrontiert wurden und zu den von ihnen veröffentlichten Inhalten befragt

Facebook vor Netlog und MySpace

Die beliebtesten Internet-Community der österreichischen Jugendlichen ist Facebook, gefolgt von Netlog, das vor allem von 11 bis 14-jährigen häufig genutzt wird. MySpace steht in der Beliebtheit an dritter Stelle. Der Zugriff erfolgt in erster Linie über den Computer (99 Prozent), 25 Prozent der Befragten nutzen zusätzlich das Handy und 6 Prozent posten auch über den iPod.

68 Prozent nutzen Online-Communities mindestens einmal täglich, 91 Prozent immerhin mehrmals wöchentlich. Am liebsten sehen sich die österreichischen Jugendlichen Profile und Fotos von Freunden an. Nur knapp die Hälfte der Befragten gab an, oft Kommentare abzugeben. Oft gechattet wird von 60 Prozent. Eine wichtige Rolle spielt die Selbst-darstellung. Gleich 86 Prozent updaten ihr Online-Profil regelmäßig, 80 Prozent stellen auch Fotos von sich und anderen online.

Viele Jugendliche haben in sozialen Netzwerken bereits unangenehme Erfahrungen gemacht: 34 Prozent der Befragten geben an, dass Freunde in Communities schon einmal beschimpft wurden, je 23 Prozent wurden "blöd angemacht" oder haben erlebt, dass Unwahrheiten über sie verbreitet wurden. Jeder fünfte Jugendliche hat zumindest einmal Fotos von sich im Internet entdeckt, deren Veröffentlichung ihm unangenehm war. Je 18 Prozent geben an, dass sie Fotos von sich im Internet entdeckt haben, deren Veröffentlichung ihnen unangenehm war oder dass ihre Nutzerprofile gehackt und von anderen mutwillig verändert wurden, 15 Prozent berichten, dass jemand anderer ihre Online-Identität angenommen hat und 12 Prozent haben Nacktfotos geschickt bekommen.

Privatsphäre Nebensache

Trotzdem die Jugendlichen von möglichen Problemen in Zusammenhang mit online-Aktivitäten wissen oder diese sogar schon selbst erlebt haben, gehen sie zu einem großen Teil leichtfertig mit persönlichen Daten um. Was die Einstellung zur Privatsphäre betrifft, ergab die Studie einerseits, dass viele Jugendlichen nicht sicher sind, dass die in den Communities preisgegebenen Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Andererseits gaben 53% der Befragten an, dass es ihnen sehr unangenehm wäre, wenn alles, was sie bisher online zugänglich gemacht haben, veröffentlicht würde.

Auch hinsichtlich des Wissens über die Möglichkeiten der Sicherheitseinstellungen in den Communities herrscht Unwissen: Nur 14 Prozent der Befragten geben an, sich damit sehr gut aus zu kennen. So haben 35 Prozent der Befragten ein für alle Community-Mitglieder sichtbares Profil, wobei es hier deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Während nur 22 Prozent der Mädchen ihr Profil für alle zugänglich machen, sind es bei den Burschen 47 Prozent.

Gleichzeitig gaben zwei Drittel der Befragten an, mit ihren Freundinnen und Freunden online über alles zu reden, über das sie sich auch im persönlichen Gespräch unterhalten würden. Allerdings bestätigte ebenso mehr als die Hälfte, dass sie über bestimmte Themen niemals in Communities reden würden. Daten, die man nicht in Communities veröffentlichen sollte, sind nach Ansicht der Jugendlichen Passwörter (94 Prozent), Telefonnummern (87 Prozent), Adresse (83 Prozent), peinliche Fotos (76 Prozent) und Bilder von Lehrkräften (71 Prozent). Name, Geburtsdatum und Schulort werden hingegen als weniger problematisch eingeschätzt.

Problematische Inhalte

Nur etwas mehr als einem Drittel der Befragten ist bewusst, dass ihnen die in den Communities veröffentlichte Inhalte in Zukunft Probleme bereiten könnten. Als Beispiele für potenziell problematische Inhalte werden vor allem Fotos genannt.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Mehrheit der 11- bis 19jährigen Jugendlichen in Österreich ihre Aktivitäten in Online-Communities als unproblematisch einschätzen. Gleichzeitig wissen sie durchaus von negativen Konsequenzen. Daraus ziehen die Autoren den Schluss, dass der Umgang mit dem Internet besonders bei Jüngeren wenig reflektiert und mit geringem Risikobewusstsein erfolgt. Daraus ergibt sich die Notwenigkeit zur besseren Aufklärung der Jugendlichen. Saferinternet.at hat hierzu ein Schulpaket für Lehrkräfte mit dem Titel „Schutz der Privatsphäre“ herausgegeben, das unter www.saferinternet.at/broschuerenservice/ downgeloadet werden kann. Die Inititative Saferinternet.at ist darüber hinaus auf Facebook (www.facebook.com/saferinternetat), Twitter (http://twitter.com/saferinternetat) und auf YouTube (http://www.youtube.com/saferinternetat) vertreten.

 Quelle: Saferinternet.at

 

Unser Kommentar: Die Nutzung von Online-Communities ist für die meisten Jugendlichen selbstverständlicher und wichtiger Teil ihres sozialen Lebens und gleichzeitig eine Möglichkeit zur Selbstpräsentation, was besonders in dieser Lebensphase eine wichtige Rolle spielt. Gerade deshalb ist es wichtig, einige Grundsätze im Umgang mit privaten Informationen zu beachten. Die Broschüre von Saferinternet.at empfiehlt insbesondere folgende 10 Punkte zu berücksichtigen:

  1. Nicht zu viel von sich preis geben. Dinge, die später einmal peinlich sein könnten (z.B. Partyfotos!) sollten auf keinen Fall ins Netz gestellt werden. Einmal veröffentlichte Daten sind oft nicht mehr zu entfernen.
  2. Persönliche Daten (Wohnadresse, Telefonnummer, Passwörter...) geheim halten
  3. Nicht alles glauben – man weiss nie, ob jemand wirklich der ist, der er oder sie vorgibt, zu sein
  4. Das Recht am eigenen Bild beachten – immer die abgebildeten Personen vorher fragen, ob sie mit einer Veröffentlichung ihrer Bilder einverstanden sind!
  5. Community-Profil nach außen schützen indem z.B. der Zugriff auf das eigene Profil nur für Freunde möglich ist
  6. Unerwünschte Nutzer blockieren
  7. Sichere Passwörter – Kombinationen von mindestens acht Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen – verwenden, diese regelmäßig ändern und auch vor Freunden geheim halten.
  8. Computer schützen (Anti-Viren Programm, Software laufend aktualisieren, Firewall installieren und WLAN verschlüsseln)
  9. Bei der Nutzung öffentlicher Computer nicht aufs Ausloggen vergessen!
  10. Wenn etwas komisch erscheint, mit einem Erwachsenen darüber reden und auf irritierende oder bedrohliche Nachrichten nicht antworten.

Darüber hinaus sollte der eigene Name regelmäßig in verschiedene Suchmaschinen eingegeben werden, um zu überprüfen, ob und welche persönliche Informationen im Internet aufrufbar sind.

Die Problematik des sorglosen Umgangs mit persönlichen Daten betrifft jedoch nicht nur das Internet. Auch in „real life“ ist es die Aufgabe von Eltern und Lehrkräften, in Kindern und Jugendlichen das Bewusstsein dafür zu wecken, wem und wofür sie persönliche Daten zur Verfügung stellen. Insbesondere das Lesen der Datenschutzbestimmungen im „Kleingedruckten“ sollte zu einer Selbstverständlichkeit werden.

Eva Jansenberger/Zentrum Rodaun





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